Mexiko im Fokus: Neue Chancen für Europas Wirtschaft
Das modernisierte EU-Mexiko-Handelsabkommen erweitert den Marktzugang für Unternehmen aus beiden Märkten, stärkt die Rechtssicherheit und öffnet neue Sektoren für die Zusammenarbeit – von digitalem Handel bis zu nachhaltiger Energie. Mit politischer Rückendeckung aus Berlin und Brüssel positioniert sich Mexiko als strategischer Markt für europäische Unternehmen, die in einem sich wandelnden globalen Handelsumfeld diversifizieren und wachsen wollen.
Eine wachsende Brücke zwischen Europa und Mexiko
Seit 25 Jahren sind die EU und Mexiko durch ein Globalabkommen („Global Agreement“) verbunden. Erstmals im Jahr 2000 unterzeichnet, öffnete es die Märkte der EU und Mexikos für Waren, Dienstleistungen, öffentliche Aufträge, Wettbewerb, geistiges Eigentum und Investitionen aus dem jeweiligen anderen Markt – mit bemerkenswerten Ergebnissen. In gut zwei Jahrzehnten hat sich der bilaterale Handel mehr als verdoppelt. Mexiko ist heute der größte Exportmarkt der EU in Lateinamerika, während die EU für Mexiko nach den Vereinigten Staaten und China der drittgrößte Handelspartner ist.
Allein im Jahr 2024 erreichte der Warenhandel zwischen der EU und Mexiko ein Volumen von 82,4 Milliarden US-Dollar:
53,2 Milliarden US-Dollar an EU-Exporten nach Mexiko
29,2 Milliarden US-Dollar an Importen aus Mexiko in die EU
Der Aufwärtstrend hält unvermindert an. In den letzten zehn Jahren stieg das Handelsvolumen um rund 40 %, was Mexikos Position als einen der dynamischsten Partner der EU festigt.
Das Abkommen in der Übergangsphase
Im Januar 2025 schlossen die EU und Mexiko die Verhandlungen über eine modernisierte Fassung des Abkommens ab, und im September 2025 kündigte die EU-Kommission an, diese neue Fassung des Abkommens schrittweise einzuführen: Zunächst soll ein vorläufiges Handelsabkommen in Kraft treten, später dann das umfassende modernisierte Abkommen. Bis dahin können Unternehmen weiterhin unter dem bewährten, derzeit geltenden Rahmen arbeiten und sich gleichzeitig auf die erweiterten Möglichkeiten vorbereiten, die das aktualisierte Abkommen bringen wird.
Für Exporteure, Importeure und Investoren ist dies eine seltene Gelegenheit, mit gesichertem Marktzugang zu agieren und sich für die nächste Wachstumsphase zu positionieren.
Der aktuelle rechtliche Rahmen für die europäisch-mexikanischen Wirtschaftsbeziehungen
Seit dem Jahr 2000 hat das Abkommen zwischen der EU und Mexiko den bilateralen Handel tiefgreifend verändert. Mit dem fast vollständigen Abbau der Zölle auf Industriegüter entstand ein verlässlicher Marktzugang, der bis heute das Handelsprofil prägt: Rund 95 % der EU-Exporte nach Mexiko sind Maschinen, Chemikalien, Transportausrüstungen oder Hightech-Instrumente; etwa 70 % der mexikanischen Exporte in die EU entfallen ebenfalls auf Industriegüter. Im Agrarbereich verlief der Zollabbau langsamer und mit Quoten für sensible Produkte, doch auch hier hat sich ein stabiler Rahmen etabliert.
Der Nutzen des Abkommens zeigte sich dabei in mehreren Dimensionen:
Grenzformalitäten und Abfertigung – Einheitliche Ursprungsregeln, vereinfachte Zollformalitäten und Datenaustausch in Echtzeit beschleunigten die Abfertigung. Dafür wurden gemeinsame Ausschüsse eingerichtet, die als Forum zur Abstimmung und Problemlösung dienen, damit technische oder gesundheitliche Standards nicht zu Handelshemmnissen werden.
Öffentliche Aufträge – Unternehmen erhielten Zugang zu staatlichen Ausschreibungen oberhalb bestimmter Schwellenwerte, was u.a. europäischen und mexikanischen Ingenieur- und Infrastrukturdienstleistern neue Chancen eröffnete.
Dienstleistungen und Investitionen – Wichtige Bereiche wie Seeverkehr und Finanzwesen wurden geöffnet, Kapitalbewegungen geschützt und ein Streitbeilegungsverfahren mit klaren Fristen etabliert.
Wettbewerb und geistiges Eigentum – Durch kontinuierliche Zusammenarbeit wurden Patente, eingetragene Word- und Bildmarken und faire Marktbedingungen auf beiden Seiten besser abgesichert.
Insgesamt hat das Abkommen die Hürden im Handel und bei Investitionen deutlich gesenkt und stabile Rahmenbedingungen geschaffen. Doch je klarer seine Stärken sichtbar wurden, desto deutlicher traten auch die Grenzen des Abkommens hervor: Dienstleistungen blieben nur teilweise liberalisiert, digitaler Handel spielte praktisch keine Rolle, Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards waren schwach. Genau diese Lücken haben den politischen Druck erzeugt, das Abkommen zu modernisieren.
Warum das EU–Mexiko-Abkommen modernisiert wird
Mitte der 2010er-Jahre war deutlich, dass das Abkommen von 2000 seine größte Wirkung entfaltet hatte: Handel und Investitionen waren spürbar erleichtert, Zölle weitgehend abgebaut und Verfahren etabliert. Doch in einer sich wandelnden globalen Wirtschaft – mit digitalen Technologien, neuen Lieferketten und höheren Ansprüchen an Nachhaltigkeit – reichte dieser Rahmen nicht mehr aus. Vor diesem Hintergrund wurde die Modernisierung auf den Weg gebracht.
Die Modernisierungsverhandlungen begannen 2018 und wurden politisch im Januar 2025 abgeschlossen. Am 3. September 2025 veröffentlichte die Europäische Kommission schließlich einen zweistufigen Umsetzungsplan: Sowohl für das modernisierte EU–Mexiko-Abkommen als auch für das modernisierte EU–Mercosur-Abkommen schlug sie vor, zunächst ein „Interim Trade Agreement“ (ITA) in Kraft zu setzen, das nur die handelspolitischen Teile des jeweiligen Abkommens umfasst, für die allein die EU zuständig ist. Das vollständige „Modernised Global Agreement“ (MGA) wird später folgen und zusätzlich einen politischen und einen Investitionspfeiler enthalten. In einer begleitenden Pressemitteilung stellte die Kommission beide Vorhaben als Teil einer breiteren Strategie dar, die Handelsbeziehungen der EU zu diversifizieren, wohl auch vor dem Hintergrund des zuletzt als einseitig zugunsten der USA empfundenen US-EU-Handelsabkommens.
Da das ITA ausschließlich EU-Zuständigkeiten betrifft, muss es nur vom Rat der Europäischen Union, dem EU-Parlament und dem mexikanischen Senat gebilligt werden. Das MGA hingegen erfordert zusätzlich die Zustimmung aller nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten, ein Verfahren, das sich länger hinziehen kann und für das bisher kein konkreter Zeitplan besteht. Gleichzeitig hat Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kürzlich erklärt, dass sie ein mögliches Inkrafttreten des Modernised Global Agreement bereits im Februar 2026 für realistisch hält.
Erwartete Neuerungen des vollständigen MGA sind insbesondere:
Erweiterte Anwendungsbereiche – Neue Kapitel zu digitalem Handel, Korruptionsbekämpfung, Energie, Rohstoffen sowie strengere Regeln für Dienstleistungen wie Telekommunikation, Seeverkehr, Finanzdienstleistungen und die Anerkennung beruflicher Qualifikationen.
Investitionsschutz – Ein permanentes Investitionsgerichtssystem ersetzt das alte Staat-zu-Staat-Modell und bietet Investoren ein festes Forum mit durchsetzbaren Fristen.
Erweiterter Zugang zu öffentlichen Aufträgen – Zugang wird über Bundesbehörden hinaus auf regionale und lokale Stellen ausgedehnt, wodurch noch mehr Ausschreibungen für europäische und mexikanische Bieter geöffnet werden.
Landwirtschaft und Marktzugang – Abschaffung der verbleibenden Zölle auf wichtige Waren, Erhöhung der zollfreien Quoten für Milchprodukte, Rind- und Geflügelfleisch, stufenweise Zollabschaffung für EU-Pasta, Süßwaren und Käse sowie Schutz für Hunderte europäischer geografischer Herkunftsangaben.
Nachhaltigkeit – Verknüpfung der Handels- und Umweltverpflichtungen mit den neuesten verbindlichen Arbeits- und Umweltstandards der EU.
Bessere Rahmenbedingungen für KMU
Ein besonders wichtiger Fortschritt der Modernisierung liegt in der stärkeren Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Sowohl die EU als auch Mexiko richten zentrale Online-Portale mit allen wichtigen Handelsinformationen ein und benennen Ansprechpartner, die kleineren Firmen helfen, Chancen zu finden und Hindernisse zu überwinden. Darüber hinaus soll die Hilfe nicht nur punktuell erfolgen, sondern KMU langfristig und kontinuierlich begleiten. Damit verschiebt sich der Schwerpunkt: Während das bisherige Abkommen vor allem größeren Unternehmen zugutekam, öffnet die Modernisierung nun den Zugang für zehntausende KMU, die sowohl in der EU als auch in Mexiko einen überaus wichtigen Teil der Volkswirtschaften darstellen.
Warum EU- und deutsche Unternehmen jetzt handeln sollten
Die Modernisierung verwandelt ein bislang warenorientiertes Handelsabkommen in einen umfassenden wirtschaftlichen Rahmen. Die zollfreie Basis bleibt bestehen, hinzu kommen klare Regeln für Dienstleistungen, Investitionen, Nachhaltigkeit und digitalen Handel – und damit Chancen für weit mehr Branchen als bisher.
Gleichzeitig verschiebt sich das globale Umfeld. Wiederholte (und zum Teil wahrgemachte) Zollandrohungen und einseitige US-„Deals“ haben Brüssel und Berlin dazu gebracht, Unternehmen stärker in neue Wachstumsmärkte zu lenken. Mexiko rückt dabei als besonders attraktive Option in den Fokus: Sowohl Wirtschaftsministerin Katherina Reiche als auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben das Land jüngst als strategische Priorität hervorgehoben. Von der Leyen tat dies am 27. Juli 2025 – am selben Tag, an dem sie in Schottland ein neues US-EU-Handelsabkommen verkündete. Politischer Rückenwind zur Förderung der deutsch-mexikanischen und europäisch-mexikanischen Handelsbeziehungen ist also gegeben. Zudem haben führende Wirtschaftsverbände und der IWF kürzlich betont, dass eine rasche Ratifikation des Abkommens für Europas wirtschaftliche Stabilität und Diversifizierung entscheidend ist.
Für deutsche Unternehmen bietet Mexiko darüber hinaus einen seltenen Vorteil: Mehr als 2.000 deutsche Firmen sind bereits in dem Land präsent, gestützt auf Infrastruktur, Lieferketten und Netzwerke, deren Aufbau andernorts Jahre in Anspruch nimmt. Diese gewachsene Basis erleichtert neuen Akteuren den Marktzugang und verringert das Risiko gegenüber weniger erschlossenen Regionen. Institutionen wie die deutsch-mexikanische Handelskammer CAMEXA sowie das durch die LBBW betriebene German Centre in Mexiko City bieten Informationen und Kontakte, und ein Netzwerk deutscher und mexikanischer Berater spezialisiert sich auf die Unterstützung europäischer Unternehmen bei ihrer Expansion nach Mexiko.
Gestützt auf das modernisierte EU–Mexiko-Abkommen präsentiert sich Mexiko heute als erprobtes und zugleich zukunftsorientierter Zielmark und zugleich als hochinteressantes Portal sowohl nach Nord- als auch nach Zentral- und Südamerika. Der wirtschaftliche Austausch mit Mexiko verbindet stabile Grundlagen mit neuen Chancen und eröffnet deutschen wie europäischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Position in einem sich wandelnden globalen Wirtschaftsumfeld zu diversifizieren und auszubauen. Damit ist Mexiko ein Markt, der über kurzfristige Gelegenheiten hinaus langfristige Perspektiven für leistungsstarke wirtschaftliche Partnerschaften und internationales Wachstum eröffnet.
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